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Analyse

Im Herbst 2013 soll ein Workshop mit interessierten Vereinsvertretern stattfinden, um über kurzfristige und langfristige Lösungen zum Erhalt der Vielfalt Leipziger Vereine zu diskutieren.

Dazu wurde der Initiativkreis „ Denkwerkstatt Gemeinwohlarbeit Leipzig“ beauftragt eine Status- Quo-Analyse der Leipziger Vereine durch zu führen.

Die aktuelle Situation der Leipziger Vereinslandschaft Versuch einer zukunftsorientierten Analyse im Sommer 2013

Verfasser: Manfred Laske, Denkwerkstatt Leipzig

Weit über die Hälfte aller ehrenamtlich aktiven Bürgerinnen und Bürger engagieren sich unter dem organisatorischen Dach von Vereinen (Vgl. Studie des sfs Dortmund(Erwerbsarbeit und Ehrenamt 2012 von Seifert, Groß und Maylandt).

Deren Vielfalt und Vielseitigkeit ist auch in der Messestadt Leipzig beeindruckend, doch ihr Selbstverständnis und ihre Möglichkeiten haben sich mit den gesamtgesellschaftlichen Veränderungen, vor allem der Globalisierung, der demographischen Entwicklung und der organisatorischen Revolution (siehe Sauer, Organisatorische Revolution- Neue Anforderungen durch den Wandel der Arbeitswelt, Kurzexpertise für die Enquete- Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ , Nov. 2012) stark verändert, wie eine Befragung der Initiativgruppe Denkwerkstatt Gemeinwohlarbeit Leipzig eindrucksvoll offen legt. Wirtschaftliche Dynamik und technologische Innovationen -vor allem die neuen Informationstechnologien– sind erstens Grundlagen für neue große Vermögen, zweitens Impuls für neue Formen wirtschaftlicher Arbeitsteilung und drittens eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für ein wachsendes gemeinnütziges Engagement.

Mit etwa 500 Vereinen ist der Verein auch in Leipzig die häufigste Rechtsform der organisierten Zivilgesellschaft. Ihnen kommt in sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht eine große Bedeutung zu. Entsprechend wichtig sind statistisch belastbare Informationen über die Organisationen, deren Strukturen, ihrer derzeitigen Situation und ihre sich derzeitig rasant zuspitzenden Probleme.

Die Initiativgruppe Denkwerkstatt Gemeinwohlarbeit Leipzig hat deshalb in ehrenamtlicher Arbeit eine Vereinsbefragung durchgeführt, die das Ziel verfolgte, die prekäre Situation der Vereine, vor allem die Sicherstellung der Vereinstätigkeit mit sinkenden finanziellen Mitteln, bei ständig steigenden Kosten, zu gewährleisten, untersucht.

Sachlich muss man zwei Prämissen voranstellen: Erstens bestehen über Vereine, erhebliche Wissenslücken und Erkenntnisdefizite und zweitens hat sich bei den gemeinnützigen Vereinen noch kein »Sektor- oder Bereichsbewusstsein« entwickelt.

Die Gesamtheit der Organisationen wird deshalb auch von außen nicht als eigenständiger Bereich wahrgenommen, sondern Nonprofit-Organisationen werden meist mit einzelnen gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern, wie etwa dem Sport, der Kultur, der Jugendarbeit oder den sozialen Diensten, in Verbindung gebracht und organisieren sich auch nur in diesen Bereichen.

Ein Ergebnis dieses traditionellen, auf Unkenntnis beruhenden Denkens ist auch die „Zuordnung“ der Vereine in den verschiedenen Ämtern einer Kommune. Auch in der Stadtverwaltung Leipzig existiert keine zentralisierte Erfassung und Betreuung der gemeinnützigen Vereine, vielmehr werden sie entsprechend ihren Tätigkeitsfeldern den verschiedenen Ämtern zugeordnet. Auch einen Vereins- oder Ehrenamtsbeauftragten (ähnlich der Gleichstellungs- oder Seniorenbeauftragten) gibt es in der Stadt Leipzig nicht. Arbeitsmarktpolitische Förderungen werden, losgelöst von allen anderen Ämtern über das Dezernat Wirtschaft, im Referat für Beschäftigungspolitik bearbeitet. Jeder Verein ist sich hier also selbst überlassen. Prioritäten sind schwer erkennbar, wenn überhaupt vorhanden.

Noch nie wurde in der Bundesrepublik eine Vereinsbefragung auf kommunaler Ebene durchgeführt, die das Ziel hatte, Schlussfolgerungen für die Kommunalpolitik daraus abzuleiten. Die Erfassung der aktuellen Entwicklungen in struktureller, inhaltlicher und finanzieller Hinsicht zu untersuchen, um die Grenzen der Belastbarkeit der Vereine anhand einer fundierten Datengrundlage aufzuzeigen, ist ein wichtiger Schritt, um die wachsende Bedeutung der Gemeinwohlarbeit in einer Kommune für die Zukunft zu verdeutlichen. Auch, wenn diese Notwendigkeit von vielen Akteuren selbst bezweifelt wird, weil sie der operative Alltag erdrückt, wird es keine Veränderungen geben, wenn die fundierte Beweislast für „Ein Schluss, wie bisher!“, fehlt.

Die quantitative und qualitative Erfassung der Leipziger Vereinslandschaft ist äußerst problematisch und auch nicht ganz einfach. Die durchaus wünschenswerte Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Leipziger Vereinslandschaft erschwert eine systematische Erfassung. Hinzu kommt, dass viele Vereinsfunktionäre mehrfache Funktionen in ihren Vereinen wahrnehmen und nicht selten völlig überlastet sind. Die zeitliche Überlastung führt oft auch dazu, dass für strategische Fragen der Zukunft gemeinnütziger Vereinsarbeit kaum Zeit bleibt. Bei den durchgeführten Experteninterviews wurde immer wieder betont, dass das operative Geschäft absoluten Vorrang hat, “ich tue, was ich kann, alles andere entzieht sich meiner Möglichkeiten!“ Auch sind die Vorkenntnisse und der Bildungsstand der Vereinsfunktionäre in den verschiedenen Vereinen außerordentlich unterschiedlich, so dass schon die Interpretation verschiedener Begrifflichkeiten unterschiedlich vorgenommen wird. Schlechtes Omen für eine Online- Befragung, bei der sie sich 25 Minuten Zeit nehmen sollten. Und trotzdem waren die Organisatoren der Befragung von der Resonanz und dem Engagement positiv überrascht. Mit dem Tag der Veröffentlichung gab es viele Nachfragen und Hinweise: Ein Indiz dafür, dass das Interesse an dem Fortbestehen der gemeinnützigen Vereinsarbeit für viele Engagierte eine Herzenssache ist.

Der Online Fragebogen gliederte sich in fünf Komplexe:

  1. Der Verein und seinen Strukturen
  2. Zur Angebotsstruktur des Vereins
  3. Zur Finanzierung des Vereins
  4. Die Zukunft der Vereins
  5. Politische Forderungen für die Weiterarbeit gemeinnütziger Vereine

Die Befragung wurde anonym durchgeführt. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde die Möglichkeit gegeben eigene Ergänzungen vorzunehmen.

Im ersten Teil der Befragung wurde versucht die Struktur der Vereinslandschaft, den Wertekanon, und die Probleme in Leipzig näher zu beleuchten. Dabei wird sichtbar, dass die Vereine sich in den verschiedensten Bereichen engagieren. An der Online- Befragung beteiligten sich: 182 Vereine, 87 haben den Fragebogen vollständig beantwortet. Ein Teil hat manche Fragen nicht beantwortet; ein anderer Teil hat den Fragebogen nicht bis zum Ende beantwortet, so dass bei den Fragen unterschiedliche Beantwortungsgruppen herauskommen.

Bereich Anzahl Vereine % Anteil
Sport 51 31.29%
Kultur und Geselligkeit 27 14.97%
Bürgerarbeit 19 10.44%
Kinder- und Jugendarbeit 35 19.73%
Bildung und Erziehung 20 12.93%
Sozialarbeit 14 7.48%
Migranten 8 4.08%
Heimat und Umwelt 11 6.04%
Gesundheitswesen und Pflege 5 3.40%
Verkehr und Wohnen 5 0.68%
Rettungswesen und Katastrophenschutz 0 0.00%

Es ist nicht verwunderlich, dass sich an der Umfrage am meisten Sportvereine beteiligt haben, ist dies doch mit über 400 Vereinen auch die größte Gruppe, danach folgen mit 19,73% Kinder- und Jugendvereine und mit 14,97% die Kulturvereine. Etwas enttäuschend ist die Beteiligung der Heimat- und Umweltvereine, einschließlich der Gartenvereine, da sie mit fast 90 Vereinen zwar eine recht große Gruppe repräsentieren, aber sich in der Umfrage kaum beteiligt haben. 9 Vereine haben sich unter Sonstiges eingetragen: Sie reichen vom

Hauptbereich Sport
Ressourcenschutz
Bürgerschaftliches Engagement
Interkultureller Dialog
Kulturdialog
Naturschutz
Frauengeschichte
Hauptbereich Bürgerarbeit

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Die Größe der Vereine ist ebenfalls sehr unterschiedlich, wird aber dominiert von Sportvereinen mit 101 bis 500 Mitgliedern:

Größe des Vereins Anzahl Vereine Anteil %
Weniger als 20 Mitglieder 12 6,59%
20 bis 100 Mitglieder 33 18,13%
101 bis 500 Mitglieder 33 18,13%
Über 500 Mitglieder 9 4,95%
keine Antwort 27 14,84%
Nicht beendet oder nicht angezeigt 68 37,36%

Von außerordentlicher Wichtigkeit erscheint es, feststellen zu können, dass sich die Leipziger gemeinnützigen Vereine in einer sich immer schneller wandelnden Gesellschaft durchaus als anpassungsfähige und stabilisierende Elemente bewähren. Den gemeinnützigen Vereinen sind Werte, wie „möchten etwas für das Gemeinwohl leisten“( 55 Vereine bekennen sich zu diesem Wert, das sind zwei Drittel der Fragebogen- Beantworter!) sowie „Respekt und Toleranz gegenüber der Andersartigkeit Anderer“ (mit 44% der gevoteten Stimmen) sowie die „Vermittlung eines Gemeinschafts- bzw. Teamgeistes“(63% der abgegebenen Antworten), ) bzw. die „Förderung einer gesundheitlichen und aktiven Lebensweise“(38,89% der abgegebenen Stimmen) außerordentlich wichtig. Auch legen die gemeinnützigen Vereine besonderen Wert auf ein qualitativ hochwertiges Angebot ihrer Dienstleistungen. Nur ein einziger Verein hat die Frage danach als überhaupt nicht wichtig und nur 5 Vereine sagten:“ es gibt wichtigeres.“ Erfreulich ist auch die Nutzung der Darstellung eigener Werte. Auszugsweise sollen genannt werden:

  • – Aktivitäten gemeinsam von Jung und Alt- Förderung der Toleranz,
  • -eine hohe Bildung ist der Garant für eine prosperierende Wirtschaft, die von Innovationen lebt
  • -Kultur für Alle – Kultur von Allen,
  • -Wertschätzung der Menschen, die keiner bezahlten Arbeit nachgehen
    (Arbeitslose, EU-Rentner, Eltern in Erziehungszeit),
  • -Uns ist es wichtig Kinder und Jugendliche zu inspirieren Verantwortung zu übernehmen.
  • So legen wir Wert auf den Einsatz unserer jungen Sportfreunde als Übungsleiter, ÜL-Helfer und Schiedsrichter. Der Einsatz im Sport, als Aktiver oder Organisator, lehrt dabei auch Toleranz bei gesellschaftlichen oder kulturellen Unterschieden.

  • -Umgang mit der deutschen Sprache, Anregung von Phantasie und
  • Vermittlung von Poesie
  • -Fördert Zukunftskompetenzen, wie Z.B. Übernahme von Verantwortung für sich selbst und andere
  • -Christliche Werte: der Mensch in seiner unverwechselbaren Einzigartigkeit und Würde, Solidarität, Verantwortung für die Eine Welt, Bewahrung der Schöpfung

Das zeigt: Für viele Vereine war und ist es wichtig ihre Werte explizit zu benennen:
Generationsübergreifende Aktivitäten fördern Toleranz und leisten einen Beitrag zur Stärkung des Heimatgefühls, körperliche Aktivitäten stärken die mentale Fitness, Sporttreiben fördert Konzentration und Durchhaltevermögen, Toleranz und Respekt. Vereinen ist es aber auch wichtig christliche Werte, wie die unverwechselbare Einzigartigkeit und Würde des Menschen, die Verantwortung für die Eine Welt, sowie die Bewahrung der Schöpfung zu fördern.

Sehr gespalten sind die Ansichten zur ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Führung der Vereine. Für 25% der Vereine ist es nicht wichtig, ob der Verein ehrenamtlich oder hauptamtlich geführt wird, für 25,56% ist die ehrenamtliche Führung dagegen sehr wichtig.

Aber auch die Problemsicht der Vereine ist bemerkenswert:
Am problematischsten für die Vereine ist die starke Abhängigkeit von öffentlichen Fördermitteln.17.78% der Vereine halten dies für „außerordentlich problematisch“ und genauso viele für „sehr problematisch“, weil dies offensichtlich zu einem weiteren Problem führt, nämlich der fehlenden finanziellen Planungssicherheit der Vereine, die 38,89% der Vereine für „außerordentlich problematisch“ halten. Aber auch die immer stärkere Verringerung der Handlungsspielräume durch eine ausufernde Bürokratie halten 45.56% für sehr problematisch. Hier müsste in der Kommune nach Mitteln und Wegen gesucht werden, wie man diesem Problem begegnen könnte.
In diesem Zusammenhang ist es von großem Interesse festzustellen, dass sich fast die Hälfte, nämlich 46,38% der Vereine, für ein kommunales Servicezentrum für Vereinsarbeit aussprechen. Als bevorzugte Dienstleistungen werden die Vernetzung durch Kooperationen und verstärkte Zusammenarbeit(26,53%) sowie der regelmäßige Erfahrungsaustausch zu Chancen und Problemen der Vereinsarbeit(23,81%) genannt, aber auch gemeinsame Einwerbung von Sponsorengeldern(11,78% und die Gestaltung ausgewählter Funktionen(10,20%) wird von den Vereinen positiv bewertet.

Die außergewöhnlich positive Betrachtung eines Servicezentrums für Vereine verdient es in jedem Fall sich weiter Gedanken zu seiner Ausgestaltung zu machen.

Es darf für die zukünftige Arbeit nicht übersehen werden, dass die Vereine vor immer schwieriger werdenden Problemen des Vereinsmanagements stehen. Besonders im Sportbereich signalisieren die Vereine: Es gibt akute Personalprobleme, insbesondere im Bereich der Gewinnung und Bindung ehrenamtlicher Funktionsträger, Übungsleiter und Schieds- bzw. Kampfrichter haben die Probleme weiter zugenommen. Gleiches gilt für Probleme der Mitgliedergewinnung und -bindung sowie Probleme durch konkurrierende Anbieter. Einige Vereine weisen darauf hin, dass ohne hauptamtliche Mitarbeiter eine hohe Qualität praktisch unmöglich ist, denn die Arbeit nimmt zu, kann aber auf immer weniger Schultern verteilt werden. Einige Vereine machen darauf aufmerksam, dass die Arbeit in den Vereinen für die Gesellschaft und die Lebensqualität der Menschen oftmals wertvoller und wichtiger sind, als die Arbeit z.B. in Callcentern oder Logistikzentren, aber das Jobcenter fördert nicht die Arbeitsplätze von Vereinen, sondern von Callcentern und Lagerarbeitern. Auf ein weiteres wichtiges Problem machen die Vereine aufmerksam: Während bei geförderten Maßnahmen der Vorstand schon bei grober Fahrlässigkeit mit seinem Privatvermögen haftet, ist in der freien Wirtschaft der Tatbestand der Vorsätzlichkeit bei Betrug Bedingung zur Bestrafung. Bei der Vielzahl von Gesetzen und Vorschriften ist es aber fast unmöglich alle zu kennen und zu beachten. Dadurch werden aber viele von der Übernahme von ehrenamtlichen Funktionen abgeschreckt.

Mehr Wettbewerb und eine verstärkte Orientierung der Förderpraxis an Effizienz-und Leistungskriterien setzen viele Vereine erheblich unter Rationalisierungs¬druck. Es stellt sich daher die Frage, wie dies mit dem Charakter der Vereine als zivilgesellschaftliche Organisationen, also als Orte der Selbstorganisation und des freiwilligen Engagements, vereinbar ist.

Die finanziellen Mittel von Bund, Land und Kommunen sind nicht zuletzt durch die Zentralisation der Wirtschaft und der dadurch besseren Nutzung von Steuerschlupflöchern durch die großen Konzerne stark rückläufig. Gleichzeitig steigt auch der Wettbewerb um diese Mittel, sondern auch die Erwartungen der Bürger Leipzigs an Vielfalt und Qualität der Angebote gemeinnütziger Organisationen.
Mitglieder, Spender und Förderer stellen – zu Recht – hohe Anforderungen an die Transparenz und Nachhaltigkeit ehrenamtlichen Engagements und möchten genau wissen, wie die von ihnen zur Verfügung gestellten Mittel eingesetzt werden. Die Gewinnung von Sponsoren wird immer schwieriger, weil die Gewinnmargen der kleinen und mittleren Unternehmen, nicht nur in Ostdeutschland dramatisch gesunken sind.
Die Rahmenbedingungen, z.B. im Steuer- und Gemeinnützigkeitsrecht oder im Datenschutz, werden immer komplexer. Sie stammen aus dem vorigen Jahrhundert und sind zum Teil schon veraltet. Es wird Zeit diese Rahmenbedingungen auf die Erfordernisse der Wissensgesellschaft zu justieren. Ein Beispiel: Im Recht ist schon der grob fahrlässige Umgang mit Subventionen strafrelevant, während in der Wirtschaft der Betrug des nachgewiesenen Vorsatzes bedarf. Ein nicht ganz unwesentlicher Fakt, warum immer weniger Menschen bereit sind Verantwortung zu übernehmen.

Eine gemeinnützige Organisation heute zu führen, ist vielschichtig, enorm zeitaufwändig und faszinierend – aber auch eine äußerst anspruchsvolle Herausforderung. Auch gemeinnützige Vereine brauchen in der Gegenwart und Zukunft ein professionelles Management, was aber nur die wenigsten Vereine finanzieren können. In unserer Befragung wird sichtbar, dass nur 7,89%. über hauptamtliches Personal verfügen und dies noch über größtenteils arbeitsmarktpolitische Förderungen finanziert wird. In der Regel muss dieses Personal Mehrfachvermittlungshemmnissse aufweisen, um überhaupt gefördert zu werden. Ein sichtbarer Fakt, wo Anspruch und Lebenswirklichkeit weit auseinander klaffen.

Ein professionelles Management in der Gemeinwohlarbeit ist aber notwendige Voraussetzung einer erfolgreichen und soliden Arbeit, genauso wie eine staatliche Förderung. Dies ist mittlerweile ein Vollzeitjob und kann nicht mehr nur im Ehrenamt realisiert werden. Folgerichtig werden die meisten Organisationen im paritätischen Wohlfahrtsverband(auch in Leipzig) durch hauptamtliche, angestellte Führungskräfte geleitet, was auch nicht einfach ist, weil angestellte Mitarbeiter ganz eigene Interessen entwickeln, die nicht selten den Zielen und Bedürfnissen von Ehrenamtlichen widersprechen! Aber auch die kleineren Organisationen brauchen hauptamtliche Mitarbeiter, denn die Aufgaben steigen ständig! Gutes noch besser zu machen, ist der Anspruch jeder gemeinnützigen, wohltätigen Einrichtung, aber ohne eine fürsorgliche politische Unterstützung praktisch unmöglich!

Sehr unterschiedlich in den verschiedenen Vereinsbereichen ist deshalb die Besetzung mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Obwohl sich sehr viele Vereine hauptamtliche Mitarbeiter wünschen( 21,78%) haben nur 7,89% der Vereine einen oder mehrere hauptamtliche Mitarbeiter. Die Arbeit der überwiegenden Mehrheit der Vereine wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter realisiert, die sich aus folgenden sozialen Gruppen rekrutieren:

Status Anteil in %
Angestellte/Arbeiter/Angestellter 34,62
Teilzeitbeschäftigte/r Arbeiterin oder Angestellte/Arbeiter/Angestellter 12,64
Hausfrau/-mann oder im Erziehungsurlaub 8,24
Studentin/Student 21,43
Rentnerin/Rentner 29,67
Selbständige/ Selbständiger 21,98
Soldatin/Soldat 1,10
ALG II- Empfängerin/ ALG II- Empfänger 12,64
Im öffentlichen Dienst Beschäftigte/r 10,99
Sonstiges 5,49

Fasst man die vollbeschäftigten Arbeiterinnen und Angestellten, die im öffentlichen Dienst Beschäftigten und die Selbständigen zusammen, wird sichtbar, dass diejenigen, die so wie so schon ein knappes Zeitbudget haben, sich trotzdem auch ehrenamtlich außerordentlich stark engagieren.

Die ehrenamtliche Arbeit nimmt dabei im Monat durchschnittlich folgende Zeit in Anspruch:

Stundenangabe Anzahl Vereine %-Anteil
Unter 3 Stunden 2 2.22%
3 bis 10 Stunden 12 13.33%
11 bis 20 Stunden 26 28.89%
Über 20 Stunden 19 21.11%
keine Antwort 31 34.44%

Aus den Befragungsergebnissen des zweiten Komplexes geht hervor, dass knapp die Hälfte der beteiligten Vereine eine Zunahme des Wettbewerbsdrucks verzeichnet. Vor allem um öffentliche Mittel und um Kunden bzw. Klienten wird konkurriert. Unterschiede zeigen sich dabei in Hinblick auf die Tätigkeitsbereiche: Vereine in den Bereichen Gesundheit (68 Prozent), Soziales (59 Prozent) sowie Bildung (58 Prozent) sind überdurchschnittlich häufig einem erhöhten Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die Entwicklung macht jedoch auch vor weniger dienstleistungsgeprägten Tätigkeitsbereichen nicht halt: Im Sport und im Umweltbereich registrieren immerhin gut zwei von fünf Vereinen eine Verstärkung des allgemeinen Wettbewerbs.

Auch die Angebots- und Kundenstruktur ist außerordentlich vielfältig:

Kunden/Interessenten/Besucher Anzahl Vereine % Anteil
Tatsächliche Besucher (z. B. Stadtfest, Gartenfest,Sommernachtsmatinee) 29 15,93%
Interessenten für inhaltliche Themen 34 18,68%
Kursteilnehmer 22 12,09%
Begünstigte (z. B. Essenteilnehmer oder Spendenempfänger) 2 1,10%
Sporttreibende 46 25,27%
Veranstaltungsgäste 38 20,88%
Teilnehmer an Informationsveranstaltungen 18 9,89%
Sonstige Kunden/Interessenten/Besucher 23 12,64%

[h2]Die unverkennbaren Unterschiede der Vereinsarbeit in Ost und West[/h2]
Obwohl in der Befragung nicht explizit erfragt sollen an dieser Stelle die gravierenden Unterschiede der Organisation der Vereinsarbeit in Ost und West aus einem intensiven Quellenstudium heraus benannt werden, da sie nicht unwesentlich auch für die dramatische Zuspitzung der Vereinsarbeit in Leipzig beitragen.

An dieser Stelle sollen drei wesentliche Ursachen herausgearbeitet werden: Durch die berufsbedingte Erhöhung der Mobilität, die vor allen Dingen von Ost nach West geht, da die Menschen zu den Arbeitsplätzen hinziehen, ist es zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang im Osten gekommen. So ist auch die Bevölkerungszahl der Stadt Leipzig in den letzten 20 Jahren, trotz vieler Eingemeindungen, um rund 30.000 gesunken und beträgt gegenwärtig 527.000 Einwohner(31.12.1993: 558600 , über 493200 Stand 31.12.2003).
Von entscheidender Bedeutung dabei ist, dass dies gerade die aktivsten und leistungsfähigsten waren, die weggezogen sind. Die Folgen des Bevölkerungsrückgangs und der damit verbundenen Abwanderung sind in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Sozialem weit reichend. Zum einen trifft die Kommunen die Abwanderung und Überalterung der Bevölkerung finanziell, da immer weniger Bürger Einkommens- und Umsatzsteuer bezahlen. Bereits im Jahre 2003 bezogen die ostdeutschen Kommunen nur 16,6 % ihrer Einnahmen aus Steuern, in den alten Bundesländern sind es dagegen 38,2 % gewesen. Des Weiteren gehen die an die Bevölkerungszahlen gebundenen Finanzzuweisungen des Bundes pro verlorenen Einwohner um 2370 € zurück. Dabei steigen jedoch die Ausgaben der Kommunen aufgrund der Sozialhilfe, des Wohngeldes und der gesamten Unterstützung für sozial Schwache. Leidtragende dieser Entwicklung sind öffentliche Einrichtungen(siehe Naturkundemuseum, Musikalische Komödie u.a.) sowie weite Bereiche der Bürger-, Kultur- und Sportarbeit. Die Frage der garantierten Daseinsfürsorge wird immer schwieriger. Die soziale und technische Infrastruktur werden zunehmend beeinträchtigt, wobei der Einwohnerrückgang zu Unterauslastungen in diesen Bereichen führt, mit der Konsequenz, dass viele nicht hoheitliche Aufgaben einfach nicht mehr realisiert werden können.

Ein zweiter gravierender Unterschied ist Resultat der Kleinteiligkeit der Wirtschaft im Osten. 95 % der Unternehmen im Osten haben 50 und weniger Beschäftigte. Dadurch wird das Sponsoring im großen Maße beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass die Politik der letzten zehn Jahre zu einer faktischen Verarmung der kleinen und mittelständischen Unternehmen geführt hat. Die gesamte Ökonomisierung großer Teile der Gesellschaft mit seinen völlig übertriebenen betriebswirtschaftlichen Effizienzbetrachtungen hat zu Zentralisierungen und Konzentrationsprozessen geführt, und hat den volkswirtschaftlichen Blick auf das sträflichste vernachlässigt. Die Konzentration und Zentralisation des Kapitals führt zur Insolvenz bzw. Liquidation vieler kleiner und mittlerer Unternehmen und nicht unwesentlich zu Personaleinsparungen(siehe Deutsche Bahn im August 2013). Die Folge ist, dass die Einnahmenseite des Staates, insbesondere der Kommunen weiter zurückgegangen ist, obwohl die Ausgabenseite gestiegen ist. Es ist nicht akzeptabel, wenn z.B. ein Unternehmen wie Amazon in Leipzig nur marginale Steuern zahlt, aber satte Gewinne einstreicht, oder wie BMW hohe Förderungen in Anspruch nimmt, aber einen großen Teil der Beschäftigten in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten lässt.

Die dritte Ursache für die Unterschiede zwischen Ost und West in der Vereinsarbeit ist der dramatische Verlust an Glaubwürdigkeit in der Politik, der zu Resignation, einer immer breiter ausufernden Ellenbogenmentalität bei den Menschen und zu einer rudimentären Verantwortungsübernahme für gesellschaftliche Belange geführt hat. Handlungsmaxime ist heute: „Jeder ist sich selbst der Nächste!“ Vereinsarbeit wird damit de facto der Todesstoß versetzt!

[h2]Zur Finanzierung der Vereine[/h2]
Die Finanzierung gemeinnütziger Vereinsarbeit in Leipzig ist genauso verschiedenartig, wie die Angebote der Vereine:

Finanzierungsquelle Anzahl der Vereine % Anteil
Aus Mitgliedsbeiträgen 68 37,36
Aus Spenden und Sponsoring 59 2,42%
Aus Eintrittsgeldern, Kursgebühren 25 13,74%
Aus Leistungs- und Nutzungsentgelten 19 10,64%
Aus sonstigen selbsterwirtschafteten Mitteln 17 9,34%
Aus arbeitsmarktpolitischen Förderungen 15 8,24%
Aus Zuschüssen des Landes und der Kommune 52 28,57%
Aus Projektmitteln 27 14,84%
Sonstiges Quellen 4 2,20

Hauptquellen der Finanzierung der Vereinsarbeit sind die Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsoring und Zuschüsse von Kommune und Land. Nicht ersichtlich aus der Befragung wird, welchen Anteil die einzelnen Quellen an der Gesamtfinanzierung bei den verschiedenen Vereinen einnehmen.

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[h2]Zur Zukunft der Vereine[/h2]
Der vierte Komplex beschäftigte sich mit den Zukunftsaussichten der Vereine. Dabei wird sichtbar, dass die Veränderungen der organisatorischen Revolution zwar im Gemeinwohlbereich angekommen sind, dass aber die Anpassungsprobleme eine längere Zeit in Anspruch nehmen werden.

Die Zukunft des Vereins wird von den Verantwortlichen wie folgt bewertet:

Zukunftsaussichten Anzahl Vereine Anteil in %
Sehr zuversichtlich 10 5,49%
Mit vorsichtigen Optimismus 18 9,89%
Mit gemischten Gefühlen 34 18,68%
Eher pessimistisch 9 4,95%
Ohne Zukunft 2 1,10%
keine Antwort 15 8,24%
Nicht angegeben 94 51,65%

Daraus wird sichtbar, dass doch eine große Anzahl von Vereinen die Zukunft mit verschiedenen Unsicherheiten verbindet und auf Verbesserungen hofft. Fast 60,0% der Vereine war sich bei der Frage so unsicher, dass sie diese gar nicht beantworteten. Nur 10 Vereine sind sehr zuversichtlich und 18 Vereine sehen mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Hier liegt noch viel Potential, um der Notwendigkeit der Stärkung des Gemeinwohlbereichs Authentizität zu verleihen. Es ist die gemeinsame Aufgabe von Kommunal- , Landes- und Bundespolitik dem Gemeinwohlbereich eine gesicherte Zukunft zu geben.

Ostdeutschland, insbesondere auch dem mitteldeutschen Raum steht in den nächsten Jahren eine höchst unterschiedliche wirtschaftliche Zukunft bevor – nicht nur im qualitativen, sondern auch in einem sektoralen und räumlichen Sinn. Während die Lohnkosten für den Produktionsfaktor Arbeit gesunken sind, ist die Kapitalausstattung pro Arbeitsplatz stark angewachsen. Das Mobilitätsrennen zwischen Kapital und Arbeit hat zusammen mit tief greifenden strukturellen Veränderungen die Handlungsspielräume der Entscheidungsträger erheblich eingeschränkt(siehe Michael Burda, Wirtschaft in Ostdeutschland im 21. Jahrhundert, in Bundeszentrale für politische Bildung 2/2010) .

Mit Blick nach vorne kann man mit Fug und Recht behaupten, dass das Glas eher halb voll als halb leer ist. Die kommenden Jahrzehnte werden Ostdeutschland ein relativ starkes Wachstum bescheren, das durch den Standortvorteil von den künftigen Wachstumsmärkten in Zentral- und Osteuropa geprägt sein wird. Dank der Erfahrungen der Vereinigung sind die Arbeitsmärkte im Osten wesentlich flexibler als im Westen; der Druck des jüngsten Nachfrageeinbruchs für hochwertige Investitionsgüter und langlebige Konsumgüter wird wahrscheinlich im Westen strukturelle Veränderungen auslösen müssen, die der Osten bereits durchgemacht hat. Während struktureller Wandel und Anpassungen einen Kern hoch effizienter Industriezweige retten werden, wird das stetige Abwandern der Bevölkerung dazu führen, dass der Osten Deutschlands im 21. Jahrhundert einem Flickenteppich gleichen wird, in dem sich Wachstumszentren, wie der mitteldeutsche Raum mit Leipzig und Halle, mit Gegenden, wie z.B. die Lausitz oder dem Südharz abwechseln werden, die von chronischer Entvölkerung, Abhängigkeit von Sozialtransfers und lokalem Niedergang geprägt sein werden.

Umso wichtiger erscheint eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Vereinen und der Kommune. Die Befragung hat dabei allerdings offengelegt, dass es noch erhebliche Reserven gibt:

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Leipzig werden für die Zukunft gute Chancen eingeräumt, wenn es erstens gelingt eine soziale Balance zwischen Hochleistungsindustrien und regionaler Wirtschaft einschließlich des gemeinnützigen Sektors herzustellen und zweitens sich die Zusammenarbeit zwischen den gemeinnützigen Vereinen und der Kommune wesentlich verbessert. Es kann nicht zufriedenstellen, wenn die Hälfte der Vereine gar keine Antwort gibt und ein weiteres Viertel feststellen die Zusammenarbeit könnte wesentlich vertrauensvoller sein. Nur ein einziger der Vereine hat die Zusammenarbeit mit der Kommune mit dem Item „Könnte besser nicht sein“, eingeschätzt.

Insofern lässt auch die positive Bewertung der Zukunftsaussichten der Vereine Hoffnung erwarten. Die Zukunft ihres Vereins sehen:

Bewertung Anzahl Vereine Anteil %
Sehr zuversichtlich 9 6.12%
Mit vorsichtigen Optimismus 13 8.84%
Mit gemischten Gefühlen 27 18.37%
Eher pessimistisch 6 4.08%
Ohne Zukunft 2 1.36%
keine Antwort 12 8.16%
Nicht beendet oder nicht gezeigt 78 53.06%

Diesen Entwicklungen muss sich sowohl die Kommunalpolitik, als auch der gemeinnützige Bereich selbst stellen. Insofern ist die Nutzung der modernen Medien mit knapp 40% als sehr positiv einzuschätzen.

Der Zuwachs an nichtdeutschen Arbeitskräften wird gerade in der Ballungsregion Leipzig weiter zunehmen, da die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit nur dann erhalten können, wenn es auch gelingt auswärtige Leistungsträger in die Region Mitteldeutschland zu holen. Es ist für Leipzig außerordentlich wichtig, sich als internationale Stadt zu präsentieren, die von Toleranz und Respekt gegenüber anderen geprägt ist, Werte, die durch viele Vereine vermittelt werden. (siehe oben) Auf der anderen Seite wird die Zahl der Arbeitslosen wachsen. Die Anforderungen an die Integration von nichtdeutschen Beschäftigten werden wachsen und damit auch die Bedeutung der Migrantenvereine. Die Stadtverwaltung ist klug beraten, wenn sie diese Entwicklungen präventiv unterstützt, indem sie diese Vereine massiv unterstützt. Das Gleiche trifft auf Sportvereine zu. (siehe Michael Burda, Wirtschaft in Ostdeutschland im 21. Jahrhundert, in Bundeszentrale für politische Bildung 2/2010)
Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung für die Vereine wird in folgendem gesehen:

Möglichkeit Anzahl in %
Verbesserung der Kooperation, Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Vereinen 51 28,02
Fusion mit anderen Vereinen 6 3,30
Gemeinsame Gestaltung ausgewählter Funktionen, z.B. gemeinsame Buchhaltung, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, gemeinsame Veranstaltungsorganisation, usw. 17 9,34
Gemeinsame Einwerbung von Sponsorengeldern 21 11,54
Regelmäßiger Erfahrungsaustausch über Chancen und Probleme der Vereinsarbeit 41 22,53
Austausch von Datenbanken zur Kundenansprache 4 2,20
Sonstige Möglichkeiten 9 4,95

Folgerichtig sind 42 Vereine für den Aufbau eines kommunalen Servicecentrums für Vereine. Aber es gab auch kritische Stimmen: “Bitte nicht noch eine Behörde! Davon haben wir genug! Wir brauchen Investitionen!“ Hier wird wohl zum Ausdruck gebracht, nicht noch ein kontrollierendes Organ, sondern eine tatsächlich dienstleistende Einrichtung, kundenorientiert und auf die Vereine zu gehend, zu etablieren.

[h2]Politische Forderungen zur weiteren Arbeit gemeinnütziger Vereine[/h2]
Der letzte Abschnitt der Befragung beschäftigte sich mit politischen Forderungen für die Vereinsarbeit. Auf die Frage, welche Forderung sollte am Dringendsten gelöst werden, gab es folgende Antworten:

Politische Forderung Anzahl Vereine in %
Wirtschaftliche Ziele der Unternehmen müssen auch auf das Gemeinwohl ausgerichtet und der Nutzen muss messbar und für jeden nachvollziehbar sein 22 12,09
Anerkennung der Arbeit im sozialen, kulturellen, sportlichen Bereich, also im sogenannten gemeinnützigen Bereich, als gesellschaftlich notwendige Arbeit, die weitestgehend von der Gesellschaft honoriert werden muss! /Förderung von Gemeinwohlarbeit!) 60 32,97
Anerkennen, dass Menschen den gewaltigen Anforderungen (geistig-intellektuell und psychisch) des heutigen flexiblen Arbeitsmarktes nur z.T. entsprechen können oder/und auch nicht wollen, dass aber jeder Mensch die Möglichkeit erhalten muss sich in die Gesellschaft einzubringen. 23 12,64
Unterstützung von Gemeinwohlarbeit muss steuerlich bevorzugt behandelt werden 38 20,88
Aufbau eines kommunalen Gemeinwohlfonds in öffentlicher und privater Partnerschaft 21 11,54
Aufhebung der kameralistischen Betrachtung von Förderungen 9 4,95
Einsetzung eines Vereinsbeauftragten bei der Stadt Leipzig um der gemeinnützigen Arbeit einen höheren Stellenwert zu geben 36 19,78
Sonstige Forderungen 9 4,95

Aus dieser Übersicht wird deutlich, die Mehrzahl der gemeinnützigen Vereine (32,97%) wollen ganz besonders die Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit, gewürdigt wissen. Es ist offensichtlich für sehr viele Ehrenamtliche ein großes Ärgernis, dass zwar in der Politik viel über Anerkennung, die Bedeutung und die Notwendigkeit des Ehrenamtes gesprochen wird, aber im Verwaltungshandeln diese Anerkennung nicht spürbar ist.

Die zweite wichtige Forderung der Vereine ist die steuerliche Begünstigung der Gemeinwohlarbeit(20,88%). Allerdings wurde in den Expertengesprächen auch immer wieder betont, dass viele auf Grund der Lohnentwicklung im Osten(Tendenz sinkende Löhne) von Steuersenkungen immer weniger partizipieren können

Erst dann folgt mit 19,78% die Einsetzung eines Vereinsbeauftragten bei der Stadtverwaltung Leipzig, der die Vereinsarbeit mit der Stadt koordiniert und sich verstärkt für die Vereine einsetzt.
Bei den sonstigen Forderungen steht die Forderung nach besserer und freierer Mittelbereitstellung und –verwendung an oberster Stelle, aber es gibt auch die Forderung nach einem Sportgesetz im Freistaat Sachsen.

Auf die Frage: “Welche Forderung würde der Gemeinwohlarbeit den größten Nutzen bringen?“ sind folgende Antworten eingegangen:

Politische Forderung Anzahl Vereine in %
Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens 30 16,48%
Die direkte Finanzierung der Vereine aus Steuergeldern der Kommune 27 14,84%
Wenn die Vereinsarbeit als Lernfeld für Mitarbeiter aus Unternehmen zur Reproduktion der Arbeitskraft genutzt werden könnte und wenn für diese Zeit das Unternehmen die Entlohnung des Mitarbeiters weiterführt. 19 10,44%
Die Schaffung eines kommunalen Gemeinwohlfonds im Publik-Private-Partnership 18 9,89%
Sonstiges 5 2,75

Unter sonstiges wurde auch auf folgendes hingewiesen:

ABM Kräfte und zu sozialen Stunden Verurteilte sind die schlechteste Lösung für Vereinsarbeit. Diese sind meist sehr schlecht motiviert und müssen kontrolliert werden, was von uns Ehrenamtlichen keiner schafft, da wir selber alle arbeiten müssen.